Assessment: Spielwiese für Laiendiagnostik?
Das Assessment Center (AC) erfreut sich bei der Auswahl und Entwicklung von Personal großer Beliebtheit. Gleichwohl, oder gerade aufgrund der starken Verbreitung, sinkt Untersuchungen zu Folge die Prognosequalität des Instruments. Die Graue Eminenz der Eignungsdiagnostik, Professor Heinz Schuler, spricht sogar davon, das AC sei zu einer Spielwiese für Laiendiagnostik geworden.
Martin Kersting, Professor für Psychologische Diagnostik an der Universität Gießen, schlägt Maßnahmen vor, mit denen die Qualität des Verfahrens gesichert und optimiert werden kann.
Danach gilt es beispielweise, die Einhaltung eines gemeinsamen Beurteilungsmaßstabes und die Zuordnung von Verhalten zu bestimmten Anforderungsdimensionen seitens der Beobachter zu trainieren. Mit „videogestützten Kalibrierungsübungen“ könne das Trainierte dann praxisorientiert geübt werden, so Kersting.
Auch das Setting der eigentlichen Beobachtung im AC und die Auswertung der Ergebnisse wirken sich auf die Qualität des Verfahrens aus. Nach Professor Martin Kersting ist eine Überforderung der Beobachter zu vermeiden. Eine solche ergibt sich zum Beispiel, wenn die Beobachter viele Kandidaten zugleich unter die Lupe nehmen und deren Verhalten vielen Dimensionen zuordnen müssen. Zu empfehlen sei zudem, die Beobachtung durch „Verhaltensanker“ zu erleichtern, so Kersting.
Bei der Integration und Auswertung der bei der Beobachtung gewonnenen Daten spricht sich der Experte für Eignungsdiagnostik dafür aus, die oft üblichen Konsensdiskussionen zeitlich stark zu begrenzen und die Ergebnisse gegebenenfalls numerisch zu ermitteln (bspw. durch Mittelwertbildung).
Einen Standard für das AC-Verfahren hat der Arbeitskreis Assessment Center e.V. entwickelt.